Holzfachschule Bad Wildungen
„Die Schule wurde ursprünglich von Sägewerkern als Berufsschule gegründet“, erzählt Carsten Fritzsching, der schon seit gut zehn Jahren als Lehrer an der Schule arbeitet. Heute ist die Einrichtung für ihre gute Ausbildungsqualität in den Fachbereichen Tischler, Modellbau, Holzindustrie, Holzhandel und Bestatter bundesweit bekannt.
„Ich bin für die Bundesfachschule Modell- und Formenbau an der Holzfachschule Bad Wildungen tätig“, erklärt Fritzsching. „Unsere Aufgabe ist die überbetriebliche Ausbildung für den Bundesverband Modell- und Formenbau bzw. für die Betriebe die nach Handwerksordnung ausbilden.“ Seit über 40 Jahren bietet die Bundesfachschule in enger Zusammenarbeit mit dem Verband und führenden Unternehmen aus der Branche berufliche Qualifizierungsmaßnahmen für Modellbauer aus dem Handwerk und der Industrie an. „Damals gab es viele Holzfachschulen, die in Deutschland verteilt waren, übrig geblieben sind nur noch zwei“, so Fritzsching. „Nachdem der Modellbauerverband einen zentralen Standort in Deutschland gesucht hat, lag es nahe, sich in die Holzfachschule zu integrieren. Deshalb bilden wir hier auch aus.“
Modernste Technik unterstützt die Ausbildung
Durch die gut ausgestatteten Werkstätten und Lehrsäle mit modernsten, rechnergestützten Techniken sowie durch die umfangreiche Praxiserfahrung der Dozenten ist ein hohes Niveau der Aus- und Weiterbildung sichergestellt. „Unseren hohen Standard bekommen wir immer wieder aus der Branche bestätigt, wenn unsere Schüler in die Betriebe zurückkehren“, erzählt Fritzsching. „Auch ich habe damals meine Meisterausbildung hier absolviert und bin später als Lehrer zurückgekommen.“
Die Räume der Bundesfachschule liegen zentral auf dem weitläufigen Campus der Schule. Hier finden sich einige Lehrsäle, Labore und Werkstätten, in denen die umfangreiche Ausbildung durchgeführt wird. Durch die moderne Ausstattung macht das Lernen hier einfach Spaß. 3-D-Drucker, CNC-Maschinen, alle Standardmaschinen des Modellbaus, Roboter oder interaktive Tafeln in den Klassenräumen lassen Modellbauträume wahr werden.
Neben dem normalen Schulbetrieb gibt es auf dem Campus auch ein Internat. „Viele Schüler verbringen mehrere Monate am Stück in unserer Schule. Durch das Internat und die angeschlossene Mensa können sie sich voll und ganz auf die Ausbildung konzentrieren“, so Fritzsching. „Das Essen wird hier übrigens immer sehr gelobt. 200 bis 250 Personen können hier jeden Tag gut versorgt werden.“
Wer mehr über die Holzfachschule erfahren möchte, sollte unbedingt die Webseite besuchen: www.holzfachschule.de
Interview mit zwei Auszubildenden
Melissa Wolpers ist 18 Jahre alt, macht eine Ausbildung zur Technischen Modellbauerin in der Fachrichtung Gießerei und ist im dritten Ausbildungsjahr.
Was ist beispielsweise eine Aufgabe, die in der Ausbildung vorkommt?
Wir bekommen eine technische Zeichnung, bei der das Modell in drei verschiedenen Ansichten abgebildet ist. Wir müssen das Modell dann anschließend aus Holz oder Kunststoff herstellen, woraus später eine Gussform entsteht.
Warum hast du dich für diese Ausbildung entschieden?
Als Modellbauer benutzt man mehrere Werkstoffe, nicht nur Holz und Kunststoff, sondern auch Metall.
Die Ausbildung ist daher sehr vielfältig und mir macht das Handwerkliche einfach sehr viel Spaß.
Welche Aufgabe als Modellbauerin macht dir am meisten Spaß?
Es gibt viele unterschiedliche Aufgaben und das finde ich besonders interessant.
Lennart Bohte ist 27 Jahre alt und erlernt den Beruf des Technischen Modellbauers.
Was sind die Aufgaben, die du während deiner Ausbildung übernimmst?
Wir bekommen beispielsweise eine Fertigteilskizze. Darauf ist zu sehen, wie dass Gussstück später aussehen soll. Unsere Aufgabe ist es dann, aus der Skizze ein Modell zu erstellen, das für den Guss geeignet ist. Hierzu müssen u.a. Formschrägen und Teilungen ergänzt werden. Die Ideen die wir dabei entwickeln, bauen wir dann später auch.
Wie bist du auf den Ausbildungsberuf aufmerksam geworden?
Der Beruf war mir komplett neu. Mein Arbeitgeber hat mich erst darauf aufmerksam gemacht. Die Entscheidung war aber richtig, denn es macht sehr viel Spaß.
Was gefällt dir am besten an deinen Aufgaben, die du bekommst?
Am besten gefällt mir die Aufgabenvielfalt, sowohl das CAD (Computer-Aided Design) am Rechner als auch das handwerkliche Arbeiten mit Holz und Kunststoff. Bei meinen Aufgaben wird es einfach nie langweilig. Jedes Modell ist eine neue Aufgabe und eine neue Herausforderung.
Interview mit Lehrer Carsten Fritzsching
Carsten Fritzsching ist seit zehn Jahren Lehrer an der Holzfachschule. Seine Schwerpunkte liegen dabei u.a. im Bereich der Gießereitechnik, der Fertigungsplanung und dem CAD/CAM, sowie der Entwicklung und Durchführung der überbetrieblichen Unterweisungen. Im Gespräch erzählt er über seinen Werdegang und was die Holzfachschule so besonders macht.
Wie wird man Lehrer an der Holzfachschule?
Bei mir war es so, dass ich in einem kleinen Betrieb in Wiesbaden Modellbauer gelernt habe. Dort war ich der einzige Mitarbeiter. Durch diesen Umstand habe ich sehr viel gelernt.
Nach der Ausbildung habe ich noch drei weitere Jahre in der Firma verbracht. Danach bin ich hier an die Schule gekommen und habe meinen Meister gemacht und bin anschließend für 1,5 Jahre als Meister in einen Betrieb in Unna gewechselt. Nach dieser Zeit wurde ich hier an die Schule berufen und unterrichte nun schon seit gut zehn Jahren an der Bundesfachschule. Mir hat die Atmosphäre hier schon immer gefallen.
Wie viele Schüler sind aktuell hier an der Schule?
Im Bereich Modellbau haben wir aktuell zwei vollbesetzte Kurse. Aktuell sind etwa 30 Auszubildende hier. Anfang März startet der nächste Meisterkurs. Dann kommen noch einmal ca. 14 Personen hinzu. Bei dieser Gruppengröße ist die Lernerfahrung auch am besten. An der ganzen Schule sind es mehrere hundert Schüler, die sich in den unterschiedlichen Fachbereichen weiterbilden lassen.
Welche Voraussetzungen müssen für die Gesellen- und Meisterausbildung mitgebracht werden?
Für die Gesellenausbildung ist ein guter Realschulabschluss ideal, am besten mit guten Noten in den Fächern Physik und Chemie. Naturwissenschaftliches Geschick ist schon eine Grundvoraussetzung und natürlich ein gutes Mathematikverständnis. Gut ist auch, wenn man Arbeitsabläufe planen kann.
Im Bereich des Modellbauers gibt es keinen Meisterzwang mehr in den Betrieben. Im schulischen Betrieb hat dies bei uns aber zu keiner Verminderung der Schülerzahlen geführt, da die Betriebe immer noch viel Wert auf eine gute Meisterausbildung legen. Bei der Weiterbildung kommt es den Schülern zugute, wenn sie einen fundierten Erfahrungsschatz mitbringen.
Was macht die Holzfachschule besonders?
Die Lehrer, die hier unterrichten, kommen alle aus der Praxis. Gegenüber klassischen Lehrern haben wir hier deutlich mehr Praxiserfahrung, die wir an die Schüler weitergeben können. Das bekommen wir auch immer wieder als Feedback von den Schülern bestätigt. Was uns auch abhebt, ist, dass wir unsere Ausbildung hier sehr ernst nehmen. Wenn beispielsweise der Unterrichtsstoff bis 16 Uhr nicht durch ist, gehen wir auch mal in die Verlängerung. Wir sehen uns auch als Dienstleister für die Schüler. Wenn z.B. ein Meisterschüler noch Detailfragen hat, setzt man sich abends nach dem Schulbetrieb auch gerne noch mal für zwei Stunden zusammen. Die Meisterschüler haben das zusätzliche Privileg, Schlüssel für die Klassenräume und Werkstätten zu bekommen. So können sie die Räumlichkeiten mit den Werkzeugen nahezu 24 Stunden am Tag nutzen. Auch das Material für die Werkstücke stellt die Schule, ohne dass den Schülern weitere Kosten entstehen.