Die Gießerei-Industrie in Deutschland
Mittelstand mit Schlüsselfunktion
In keinem anderen europäischen Land werden mehr Gusserzeugnisse produziert als in Deutschland. Deutsche Gussprodukte und die technologische Kompetenz der deutschen Gießereien sowie der beteiligten Zulieferunternehmen sind weltweit anerkannt. Die Branche beschäftigt in rund 600 Eisen-, Stahl- und Nichteisen-Metallgießereien ca. 70.000 Mitarbeiter. Die Gießerei-Industrie ist überwiegend mittelständisch strukturiert. Mit einem Anteil von etwa einem Prozent an der Produktion des Produzierenden Gewerbes zählen die Gießereien zu den kleineren deutschen Industriezweigen. Die wirtschaftliche Bedeutung der Branche ist aufgrund ihrer Zulieferfunktion jedoch weitaus größer. So gibt es innerhalb des Investitionsgüter-produzierenden Gewerbes kaum eine Branche, die nicht gegossene Komponenten verwendet.
Eine Übersicht der Vorteile gegossener Bauteile aus Deutschland finden Sie hier: Guss aus Deutschland
Gießerei-Industrieproduktion Ranking (in Mio. t)
Welt 2021
Entscheidende Wettbewerbsvorteile
Die deutschen Gusshersteller verfügen über entscheidende Wettbewerbsvorteile entlang der Wertschöpfungskette:
- Hoher Qualitätsstandard der Produkte
- Großes Maß an Flexibilität
- Liefersicherheit und hohe Produktivität
- Fundiertes Know-how und hohe Innovationsfähigkeit
- Mitwirkung bei Simultaneous-Engineering-Projekten, Produktentwicklung
- Bearbeitung, Montagen, Logistikleistungen
Gussproduktion der deutschen Gießereien
Eisen- und Stahlgussproduktion
Europa 2022
NE-Metallgussproduktion
Europa 2022
Die Branche in Zahlen
Betriebsgrößenstruktur
Wir sind Mittelstand
Die Gießerei-Industrie ist eine klassische Mittelstandsbranche. Rund 91 % der Unternehmen beschäftigen bis zu 500 Mitarbeiter. Größere Betriebe machen lediglich 9 % der Gesamtbranche aus.
Werkstoffstruktur
In der Vielfalt liegt die Kraft
Auf Aluminiumguss werden über 88 % der NE-Metallgussfertigung verbucht. Ergänzend kommen im Leichtmetallguss noch knapp 1 % Magnesiumkomponenten dazu. Die Buntmetallgusserzeugnisse sind geprägt durch ca. 8 % Kupferguss sowie rund 3 % Zinkguss. Weitere NE-Metallgusssparten sind unter 1 % Anteil und spielen keine dominante Rolle, auch wenn Sie aufgrund ihrer Spezialanwendungsbereiche ihre Wettbewerbsfähigkeit tagtäglich unter Beweis stellen.
Die Werkstoffstruktur ist auf der Eisenseite (inkl. Stahlguss) dominiert durch 59 % Grauguss sowie 34 % Gusseisen mit Kugelgraphit. Auf Stahlguss entfallen 5 % der Gesamtfertigung. Tempergusskomponenten beanspruchen als hochspezialisierter Nischenwerkstoff 2 % des Produktionsvolumens.
Abnehmerstruktur
Kein Industriezweig ohne Guss
Die Kundengruppen der Gießereien sind weit gefächert. Einen über alle Werkstoffgruppen hohen Anteil hat der Straßenfahrzeugbau, welcher auf der FE-Seite bei ca. 56 % und auf der NE-Metallgussseite bei über 76 % liegt. Die zweitwichtigste Abnehmerbranche ist der allgemeine Maschinenbau mit seinen rund 40 verschiedenen Fachzweigen.
Darüber hinaus spielen die Bau- und die Stahlindustrie sowie Teilbereiche der Elektroindustrie eine wichtige Rolle. Ergänzend sind der Schienenfahrzeugbau, die Luft- und Raumfahrt sowie der Schiffbau zu erwähnen.
Die Verfahren sind energieintensiv, kein Wunder, schließlich müssen Metalle verflüssigt werden, um sie auf kürzestem und damit effizientestem Weg in Form zu bringen. Die Gießerei-Industrie ist eine klassische Zulieferbranche. Zu ihren Abnehmern zählen vorrangig:
- Fahrzeugbau
- Maschinenbau
- Luftfahrtindustrie
- Bauwirtschaft
- Stahlindustrie
- Elektrotechnik
- Schiffbau
- Energiewirtschaft
- Chemische Industrie und
- Medizintechnik
In den letzten Jahren hat sich der Trend bei den Endprodukte-Herstellern verstärkt, die eigene Fertigungstiefe zu reduzieren. Beschränkte sich früher der Lieferumfang der Gießereien auf die geputzten, also von Angussteilen und Formsandresten befreiten Gussstücke, so konnte jetzt die eigene Fertigungstiefe erweitert werden. Die Tendenz, fertigbearbeitete Teile anzubieten oder komplett einbaufertige Baugruppen zu liefern, setzt sich immer mehr durch. Das Selbstverständnis der deutschen Gießereien beinhaltet zudem, sich durch eigenständige Entwicklungsarbeit als Problemlöser für die Endprodukte-Hersteller anzubieten. Im Idealfall entsteht so nicht nur eine Produktions-, sondern auch eine Entwicklungs- und Serienpartnerschaft zwischen Zulieferer und Abnehmer.
Der größte Teil der Gießereiunternehmen hat aufgrund der historisch engen Zusammenarbeit mit den Abnehmern sowie bedingt durch die Anforderungen der heutigen Zulieferlogistik seinen Standort in direkter Nähe der Kunden. Die Standortverteilung orientiert sich daher an den industriellen Schwerpunktzonen in Deutschland. Damit entfällt auf Nordrhein-Westfalen der größte Anteil der deutschen Gussproduktion mit über 25 %. Mehr als ein Drittel entfallen auf Hessen und Baden-Württemberg zusammen. Weitere Schwerpunkte befinden sich im Saarland/Rheinland-Pfalz, Bayern, Niedersachsen/Schleswig-Holstein sowie in den Neuen Bundesländern (insbesondere Sachsen). In Europa seit Jahren unangefochten führend, spielen deutsche Gießereien im globalen Konzert zusammen mit den USA, China, Japan, Russland und Indien in der ersten Liga.