Energiebedarf der deutschen Gießerei-Industrie
Die deutsche Gießerei-Industrie mit 550 überwiegend mittelständisch geprägten Betrieben gehört zu den energieintensiven Industrien in Deutschland. Statistisch werden Gießereien nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige in vier Bereiche unterteilt: Eisengießereien, Stahlgießereien, Leichtmetallgießereien und Buntmetallgießereien. Die 150 Eisengießereien haben mit etwa 55 Prozent der Gesamtemissionen den größten Einfluss auf die CO2-Emissionen der deutschen Gießerei-Industrie. Danach folgen die Leichtmetallgießereien mit etwa 35 Prozent. Stahlgießereien sind für weniger als 10 Prozent der Emissionen verantwortlich, Buntmetallgießereien erzeugen weniger als 5 Prozent der Gesamtemissionen der deutschen Gießerei-Industrie.
Wesentliche Energieträger in Gießereien sind Strom, Erdgas und Gießereikoks. Hinzu kommen für Heizprozesse und den (innerbetrieblichen) Transport größere Mengen an Diesel, Heizöl sowie Propangas. In den Jahren 2015 bis 2020 lag der Gesamtenergiebedarf der deutschen Gießereien bei ungefähr 12,3 Terrawattstunden (12.300.000.000 kWh) pro Jahr. Der Stromanteil am Energiebedarf liegt bei gut 47 Prozent, Erdgas bei 33 Prozent und Gießereikoks bei 18 Prozent. Die restlichen zwei Prozent verteilen sich auf andere Brennstoffe, welche im Energiebedarf jeweils (deutlich) unter 0,1 TWh liegen. Einerseits ist durch Elektrifizierung und umwelttechnische Maßnahmen der Strombedarf in den Gießereien seit den Jahren 2008 und 2010 um gut 1 TWh gestiegen. Andererseits profitieren Gießereien durch einen hohen Grad an Elektrifizierung, weil der Anteil von g CO2 pro kWh am deutschen Strommix über die Jahre immer weiter gesunken sind. So reduzierten sich die CO2-Emissionen pro kWh im deutschen Strommix von über 750 g CO2 pro kWh zu Beginn der 1990er-Jahre durch den Ausbau von erneuerbaren Energien und den Rückgang der Kohleverstromung in den Jahren 2019 bis 2021 auf durchschnittlich knapp 400 g CO2 pro kWh. Die kostengünstige Verfügbarkeit von Erdgas und der gegenüber anderen fossilen Energieträgern geringere CO2-Ausstoß hat seit den 2010er-Jahren zur Substitution von Heizöl und anderen Brennstoffen geführt. Auch der Erdgasbedarf ist ungefähr um 1 TWh gestiegen. Gut 50 Eisengießereistandorte in Deutschland betreiben im Jahr 2022 einen gießereikoksbefeuerten Kalt- oder Heißwindkupolofen. Mehrere Gießereibetriebe mit Kaltwindkupolöfen haben diese durch Induktionsöfen substituiert oder wurden geschlossen, wodurch auch der Gießereikoksbedarf um fast 100.000 Tonnen auf unter 300.000 Tonnen pro Jahr gesunken ist.
In der Tabelle 1 ist beispielhaft der gegenüber den Vorjahren zurückgegangene Energiebedarf für die deutsche Gießerei-Industrie im „Corona-Krisenjahr 2020“ dargestellt.
Gießereien | Koks TWh | Strom TWh | Erdgas TWh | Heizöl TWh | Gesamt TWh |
Eisengießereien | 1,8 | 2,6 | 1,0 | <0,1 | 5,4 |
Stahlgießereien | 0 | 0,4 | 0,4 | <0,1 | 0,8 |
Leichtmetallgießereien | 0 | 1,5 | 2,2 | <0,1 | 3,7 |
Buntmetallgießereien | 0 | 0,2 | 0,1 | <0,1 | 0,3 |
Gesamt | 1,8 | 4,7 | 3,7 | 0,1 | 10,3 |
In der Tabelle 2 sind die Gesamtdaten für das zweite Coronakrisenjahr 2021 aufgelistet:
Deutsche Gießereien | Eisen | Stahl | Leichtmetall | Buntmetall | Gesamt TWh |
Gesamtenergiebedarf 2021 | 6,4 | 0,8 | 3,9 | 0,3 | 11,4 |