Qualitätsmanagement
Seit der Einführung des Regelwerkes DIN EN ISO 9000 ff im Jahre 1994 ist es zum Standard geworden, dass in der Gießereiindustrie Qualitätsmanagementsysteme aufgebaut, beschrieben und implementiert wurden. Nach anfänglich zögerlichem Verhalten bezüglich der Zertifizierung dieser Systeme vor allem aus Kostengründen mussten die Unternehmen erkennen, dass eine Zertifizierung durch eine akkreditierte Organisation zwingend erforderlich ist. Zum Teil kamen die Forderungen dafür allerdings auch aus der Kundschaft. Andererseits wurde erkannt, welches Verbesserungspotential und mögliche Kostenreduzierungen durch ein Festschreiben der Prozesse und Tätigkeiten in einem Qualitätsmanagement-Handbuch vorhanden waren.
Es stellte sich nach der Einführung dieser Normen sehr schnell heraus, dass es mehr Sinn macht, die im Unternehmen ablaufenden Prozesse, anstatt einzelne Elemente in der Fertigung zu beschreiben. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse und Erfahrungen entstand die Neufassung der DIN EN ISO 9001, Ausgabe 2000, die Prozess orientiert gegliedert ist. Als wichtigste Neuerungen in der DIN EN ISO 9001:2000, die auch für die Gießereien verbindlich ist und in deren Qualitätssystem Berücksichtigung finden, sind:
- Kundenorientierung und -zufriedenheit (Bewusstsein für die Kundenanforderungen bei Mitarbeitern fördern und Analyse der Kundenanforderungen),
- Prozessorientierung (Tätigkeiten nicht Elemente, sondern Ablauf bezogen darstellen),
- Mitarbeiterorientierung (Mitarbeiterfähigkeiten fördern und ausnutzen),
- Messbarkeit der Ziele (Wirksame Entscheidungen beruhen auf Analysen von Daten),
- Betrachtung der Abläufe im Qualitätsmanagement-System als Prozess,
wobei ein Prozess nach DIN EN ISO 9000 wie folgt definiert ist: „...Satz von in Wechselbeziehung oder Wechselwirkung stehenden Tätigkeiten, der Eingaben in Ergebnisse umwandelt“.
Das Managementsystem muss die Prozesse erkennen und definieren, die dann Eingang in die Qualitätsmanagement-Dokumentation der Gießerei finden. Damit ist das Qualitätssicherungs-Handbuch der Gießerei das aussagefähige Dokument für die organisatorischen Aspekte der Produktionsabwicklung von der Planung und Entwicklung von Gussteilen bis hin zu dem Umgang mit Kundenbeziehungen.
Im Bild 115 ist der Prozessregelkreis, so wie die Norm ihn definiert, beispielhaft aufgezeigt. Die in der alten Norm von 1994 angewendete Gliederung der Qualitätsmanagement-Dokumentation in Arbeits- und Betriebsanweisungen, Verfahrensanweisungen und das Qualitätssicherungs-Handbuch ist trotz der Neuerungen geblieben.
Inzwischen hat die Computertechnik Einzug in alle Unternehmen gehalten, so dass es sinnvoll ist, die Qualitätsmanagementsystem-Dokumentation auch per EDV anzubieten. Ausgenommen hiervon können Arbeits- und Betriebsanweisungen sein, die der Mitarbeiter direkt an seinem Arbeitsplatz in der Produktion benötigt. Wurde die papierlose Variante gewählt, so ist es von großer Bedeutung, eine anwenderfreundliche und für den Mitarbeiter gut handhabbare Software und Darstellungsform zu benutzen. Beispielhaft wird dies im Bild 117 dargestellt. Neben den auf dem Softwaremarkt zu beziehenden Programmpaketen sind auch einfache Inhouse-Lösungen denkbar.
Immer häufiger wird neben einem installierten Qualitätsmanagement-System auch die Frage nach einem Umweltmanagement-System gestellt. Nicht zuletzt aus Standortgründen, beispielsweise wenn ein Unternehmen in einem Wohnmischgebiet liegt, wird zusätzlich ein Umweltmanagement-System nach DIN EN ISO 14001 oder vergleichbaren Regelwerken eingeführt. Da sich in beiden Dokumentationen viele Dinge gleichen und auch Schwerpunkte auf die Prozessbeschreibung gelegt werden, wird verstärkt dazu übergegangen, diese Systeme zu einem integrierten Managementsystem zusammenzufassen. In der Zukunft wird zu den beiden Systemen noch das Arbeitsschutz-Managementsystem nach OHSAS 18001 hinzugefügt werden.
Autoren und Quellen
Autoren:
Dr. Ch. Bartels, DI R. Gerhards, Prof. H. Hanselka, Prof. K. Herfurth, Dr. H. Kaufmann, DI W. Kleinkröger, Dr. M. Lampic, Dr. H. Löblich, Dr. W. Menk, Prof. G. Pusch, Dr. T. Schmidt, DI K.-H. Schütt, DI P. Tölke, Prof. E. P. Warnke