Branchengespräch im Wirtschaftsministerium
Gießerei-Industrie am Scheideweg – nicht nur in Sachsen
Diese Botschaft gaben am 6. August elf Gießerei-Geschäftsführer und BDG-Hauptgeschäftsführer Max Schumacher Martin Dulig mit auf den Weg. Sachsens Wirtschaftsminister hatte zum Branchengespräch ins Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) nach Dresden geladen.
Martin Dulig (SPD) hatte seinen Staatssekretär Thomas Kralinski mitgebracht. BDG-Hauptgeschäftsführer Max Schumacher, Max Jankowsky, Geschäftsführer der Gießerei Lößnitz und Präsidiumsmitglied der IHK Chemnitz, sowie Christian Lüke, Geschäftsführer der DIHAG, thematisierten in ihren Vorträgen die existentiellen Herausforderungen der Gießereien in Sachsen und im gesamten Bundesgebiet. Und sensibilisierten Politik und Presse für die Bedeutung der Gießerei-Industrie in puncto Transformation und industrieller Souveränität Deutschlands.
Mit insgesamt 30 Gießereien und rund 5300 Beschäftigen hat Sachsen die meisten Gießereien im Osten Deutschlands. Sie spiegeln wider, was die Branche bundesweit umtreibt. „Wir brauchen eine Industrie- und Energiepolitik, die die deutsche Gießerei-Industrie als Partner sieht und die den industriellen Mittelstand weder mit hohen Kosten noch mit bürokratischen Lasten überfordert“, so Schumacher. Der BDG-Hauptgeschäftsführer ist zusammen mit den BDG-Experten Elke Radtke und Dr. Sebastian Tewes nach Dresden gekommen. Er brachte die Politik schonungslos auf den Stand: Rund 76 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Auftragslage als prekär, erst kürzlich musste der BDG-Konjunkturexperte Tillman van de Sand die Produktionsprognose für 2024 von -5 Prozent auf -8 Prozent nach unten korrigieren. Und der Umsatz entwickelt sich im ersten Halbjahr noch schlechter als die Produktion. „Die Branche befindet sich am Scheideweg“, betonte Schumacher in seinem Grußwort eindringlich und verwies auf die schwächelnde Bau- und Fahrzeugindustrie, die besonders für Sachsen wichtig ist. Seine Forderungen u.a.: Planungssicherheit, weniger Bürokratie, ein praktikabler Carbon-Leakage-Schutz und wettbewerbsfähige Energie- und Stromkosten – gerade im Hinblick auf die eigene Transformation der Branche, die ihren Weg zur Treibhausgasneutralität vorantreibt, und auf dynamische Konkurrenten im EU-Binnenmarkt. „Die deutsche Gießerei-Industrie ist eine traditionsreiche und innovative Branche, ohne die der Wirtschaftsstandort Deutschland keine funktionierenden Lieferketten hat und die Transformation nicht bewältigen kann“, so die Botschaft des BDG-Hauptgeschäftsführers an Politik und Medien. Max Jankowsky legte nach: „Es ist von größter Bedeutung, dass die Energiewende diese wichtige Branche nicht überfordert.“ Die Gießerei-Geschäftsführer konnten die dramatische Lage in der Diskussion nur betonen und unterstreichen.
Positives Ergebnis der Veranstaltung: Eine Fortführung der Diskussion ist im Rahmen des Ostdeutschen Gießereitags in Chemnitz am 7. November 2024 geplant. Und Medien wie die Sächsische Zeitung und der Mitteldeutsche Rundfunk berichteten ausführlich (Links siehe unten).
(Bild: SMWA)