Was tun, wenn Insolvenz droht?
Krisensichere Unternehmen, krisensichere Lieferketten
Das eigene Unternehmen, Zulieferer oder Kunden – gerade in diesen volatilen Zeiten kann eine Insolvenz jeden treffen. Den Kopf in den Sand zu stecken, ist keine Option. Das BDG-Webinar „Notfallkoffer Insolvenz“ klärte auf, wie man schon im Vorfeld finanzielle Schieflagen bei Zulieferern oder Kunden erkennt, und was zu tun ist, wenn die eigene Gießerei davon bedroht ist.
BDG-Hauptgeschäftsführer Max Schumacher ordnete zu Beginn der Veranstaltung das Thema in die wirtschaftspolitische Lage ein. Es sind die Energiekosten, aber auch konjunkturelle Gründe wie Auftragsrückgänge seit dem letzten Quartal 2023, die bei Gießereien zurzeit zu Unsicherheiten und Kurzarbeit führen. Die Bundesregierung hat inzwischen ihre Erwartungen an das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um rund ein Prozent zurückgeschraubt. „Das zeigt, dass die Fakten zumindest einmal angekommen sind. Nun müssen aber auch Taten folgen“, fordert Schumacher abschließend.
Gießereien müssen jedoch sofort auf die betriebswirtschaflichen Folgen dieser konjunkturellen Fakten reagieren. Mitte Februar organisierte der BDG deshalb das Webinar mit dem treffenden Namen „Notfallkoffer Insolvenz“. Es zeigte den über 30 Teilnehmern, welche Möglichkeiten Gießereien haben, wenn sie selbst von der Insolvenz bedroht sind, wie sie frühzeitig erkennen, wenn bei ihren Zulieferern oder Kunden nicht mehr alles rund läuft und was sie tun können – schon bevor, aber natürlich auch nachdem eine Insolvenz tatsächlich eingetreten ist.
Jörg Balz, Mitglied der Geschäftsführer bei Dr. Wieselhuber & Partner, erläuterte die Mechanismen, die bei der Restrukturierung eines Unternehmens greifen und die Unternehmern oft unbekannt sind. „Sie führen zu blankem Entsetzen, aber sie bieten in den meisten Fällen eine faire Chance auf einen erfolgreichen Sanierungsprozess des Unternehmens“, leitet er seinen Vortrag ein. „Alle müssen an Bord bleiben“, sagt der erfahrene Restrukturierer. Seine Präsentation „360-Grad-Blick auf die Finanzierung: Spielregeln der Kreditinstitute in der Krise – Finanzierung sichern – Eigentum behalten“ zeigte den Teilnehmern, wo die Prioritäten der Finanzierer liegen. „I want my money back“, bringt er ihren Standpunkt auf den Punkt.
Prof. Dr. Dirk Andres, Andres und Partner, ist Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht. Er sensibilisierte die Teilnehmer für vertragliche Fallstricke: „Achten Sie darauf, dass sie wirklich einen verlängerten und erweiterten Eigentumsvorbehalt eingeräumt haben und nicht etwa nur einen einfachen.“ Und er wies sie auf Anzeichen für Krisen bei Lieferanten und Kunden hin. „Brachenübergreifend ist eine Mechanik festzustellen, die sich über drei einfache Kennzahlen verfolgen lässt. Gleichbleibende Ergebnisse bei hochlaufendem Umlaufvermögen und Verbindlichkeiten sind ein Warnsignal“, betont er.
In der abschließenden Diskussion waren sich beide Restrukturierungsexperten einig. Wenn es hart auf hart kommt, sollten sich die Unternehmen selbst einen Experten suchen. „Es ist ein Vertrauensgeschäft, nehmen sie einen Experten im Insolvenzrecht“, sagt Jörg Balz. „Und warten Sie nicht, bis die Bank auf Sie zukommt, gehen Sie lieber voraus, denn Sie brauchen jemanden mit Branchenexpertise“, fährt Dirk Andres fort.